Hernienzentrum
Das nach DGAV (Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie) zertifizierte Hernienzentrum der Klinik für Allgemein- Viszeralchirurgie ist das einzige zertifizierte Hernienzentrum im Saarland. Im Klinikum Merzig werden pro Jahr über 400 Hernienoperationen durchgeführt.
Das Spektrum reicht von der Leistenhernie und Schenkelhernie über Nabelhernie bis zu komplizierten Hernienarten wie Narben- und parastomale Hernien. Einen weiterer Schwerpunkt bilden die Zwerchfellbrüche, vergesellschaftet mit der Volkskrankheit Refluxleiden.
Als Zertifizierung wird ein Verfahren bezeichnet das bestimmte Anforderungen überprüft. In diesem Verfahren, durchgeführt von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, wird in einem festgelegten Prüfverfahren kontrolliert ob alle vorher festgelegten Qualitätskriterien vorhanden sind. Es geht hier um Qualifikation und dauerhafte Fortbildung der Operateure, Mindestzahlen an Operationen, Strukturvoraussetzungen auf Station oder in der Ambulanz, so wie optimale technische Ausstattung.
Im zertifizierten Zentrum kann der Kranke sicher sein, dass die Operateure ensprechende Erfahrung in der Behandlung dieser Krankheitsbilder haben. Dies wird durch die Zertifizierungsurkunde bestätigt. Die Zertifizierung muss alle drei Jahre erneuert werden, hier werden alle Kriterien erneut überprüft.
Verantwortlicher des Hernienzentrums ist Prof. Dr. med. Guy Sinner, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Klinikum Merzig. Weitere benannte Hernienoperateure am Zentrum sind Chefarzt Dr. med. Matthias Schelden und Oberarzt Dr. med. Wolfgang Vogt. Kooperationspartner im gastroenterologischen Bereich ist die Medizinische Klinik II, Gastroenterologie.

Prof. Dr. med. Guy Sinner
Chefarzt
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Proktologie, Phlebologie

Dr. med. Matthias Schelden
Chefarzt
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Proktologie, Phlebologie
Kontakt
Bettina Stein
Telefon +49(0)6861/705-1361
Adresse
Klinikum Merzig
Trierer Straße 148
D-66663 Merzig
Leistungsspektrum
Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Klinikum Merzig hat seit Mai 2018 die offizielle Anerkennung als Hernienzentrum erhalten und ist somit das bislang einzige zertifizierte Zentrum im Saarland. Die Anerkennung wurde von der bundesweit obersten Fachvereinigung, der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV), ausgesprochen.
Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 350.000 Operationen aufgrund von Eingeweidebrüchen (auch: Weichteilbrüche oder Hernien) durchgeführt. Diese treten als Bauchwandbrüche in Form von Leistenbrüchen, Nabelbrüchen, Narbenbrüchen im Bereich von Operationsnarben sowie Brüchen in der Mittellinie des Oberbauchs auf. Eingeweidebrüche entstehen aber auch im Bereich künstlicher Darmausgänge und in Lücken des Zwerchfells. Etwa 27 Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen.
Bei einem Bauchwandbruch liegt eine krankhafte Lücke in der Bauchwand vor, durch die das Bauchfell und gegebenenfalls auch im Bauch gelegene Organe nach außen dringen können. Bei Leistenhernien liegt die Öffnung im Bereich des Leistenkanals, bei Zwerchfellhernien im Bereich des Zwerchfells. Beim Eingeweidebruch besteht die Gefahr der Einklemmung und lebensgefährlichen Verdrehung von Eingeweiden, besonders des Darms. Das Risiko der Einklemmung beträgt bis zu drei Prozent pro Jahr.
- Epigastrische Hernie - Eingeweidebruch in der Mittellinie des Oberbauch
- Nabelhernie - Eingeweidebruch in der Nabelregion
- Narbenhernie - Eingeweidebruch im Bereich einer Narbe bei vorangegangener Operation
- Leistenhernie - Eingeweidebruch in der Leistengegend
- Schenkelhernie - Spezielle Form des Leistenbruchs die in den Oberschenkel zieht
- Parastomale Hernie - Eingeweidebruch bei künstlichem Darmausgang
- Hiatushernie - Zwerchfellhernie an der Durchtrittsstelle der Speiseröhre in den Bauchraum
Rechtzeitige Versorgung beseitigt die Gefahr des Einklemmens. Eingeweidebrüche sollten immer operiert werden, da sich die angeborene oder erworbene Lücke in der Bauchwand von alleine nicht wieder verschließt. Wird der Bruch rechtzeitig operativ versorgt, ist er in der Regel völlig ungefährlich. Die Operation ist daher mit einer Heilung der Erkrankung gleichzusetzen. Eine eindeutige Schwachstelle im Bereich der Bauchwand ist der Leistenkanal beim Mann. Zwei Drittel aller Bauchoperationen werden im Bereich der Leiste durchgeführt. Weitere Schwachstellen sind Operationsnarben, insbesondere in der Mittellinie des Bauchs. Um eine Hernie festzustellen reichen in der Regel körperliche Untersuchungen und das Gespräch mit dem Arzt, eventuell unterstützt durch eine Ultraschalluntersuchung. Spezialuntersuchungen sind bei Zwerchfellbruch und unklaren Fällen erforderlich. Eine Hernie muss immer operiert werden, da sich die Bruchpforte nie von selbst verschließen wird.
Die Operation soll zudem so schnell wie möglich erfolgen, um die gefährliche Einklemmung von Darm- und/oder Netzanteilen zu vermeiden. Eine andere Form der Heilung gibt es nicht. Selbst wenn sich der Bruchsack unter bestimmten Umständen in den Bauch zurück verlagert, wird er dennoch bei der nächsten Druckerhöhung, beispielsweise beim Husten, wieder durch die Bruchpforte nach außen gedrängt, wodurch sich diese weiter vergrößert. Konservative Therapien, wie das Tragen von Bruchbändern, haben sich nicht nur als wenig hilfreich, sondern sogar als schädlich erwiesen.
Es gibt verschiedene Methoden, um die Bruchpforte zu verschließen: zum einen reine Naht-verfahren, bei denen der Bruch mit Nähten versorgt und verstärkt wird, zum anderen Verfahren, bei denen ein Kunststoffnetz verwendet wird. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die Operation auf konventionelle Weise in Form eines offenen Eingriffs durchzuführen, oder aber auf ein so genanntes endoskopisches – auch laparoskopisch oder minimal-invasiv genanntes Verfahren – zurückzugreifen. Im Zentrum am Klinikum Merzig werden die Methoden mit Spiegelinstrument bevorzugt.
Über 90 Prozent aller Brucheingriffe erfordern den Einsatz eines Kunststoffnetzes, unabhängig davon, ob die Operation in klassischer Technik oder minimal-invasiv durchgeführt wird. Die Ärzte informieren beim ersten Beratungsgespräch über alle Fragen. Als Qualitätssicherungsmaßnahme werden alle Hernienpatienten ein Jahr nach der Operation nachkontrolliert. In der Operation von Eingeweidebrüchen haben sich besonders erfahrene Chirurgen in der gemeinnützigen Gesellschaft Herniamed zusammengetan, um besondere Qualitätsstandards für die Behandlung von Eingeweidebrüchen zu entwickeln und umzusetzen. Kernanliegen ist die strikte Qualitätssicherung, an der auch das Hernienzentrum Merzig teilnimmt.