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Was bei Harninkontinenz und Beckenbodensenkung getan werden kann

Hilfreiche Tipps von Frauenärztin Gabriele Kirch-Thinnes in ihrem Vortrag bei der CEB-Akademie

Merzig. Im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe von Klinikum Merzig und CEB informierte die Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Gabriele Kirch-Thinnes, über Harninkontinenz und Beckenbodensenkung bei Frauen. „Das Thema ist offensichtlich auch in der Bevölkerung angekommen“, begrüßte Heike Friedrich, Leiterin der Erwachsenenbildung der CEB-Akademie die rund 30 Zuhörerinnen.

Gabriele Kirch-Thinnes, die seit vielen Jahren einen Schwerpunkt ihrer Arbeit im Bereich der Urogynäkologie und der Beckenbodenchirurgie legt, hat in ihrer Klinik unter anderem ein zertifiziertes Kontinenz- und Beckenbodenzentrum aufgebaut.

In ihrem Vortrag stellte sie die verschiedenen Diagnosemethoden bei weiblicher Inkontinenz vor. Oft lasse sich die Diagnose auch schon im Anamnesegespräch stellen, so die Fachärztin.

Bei der Therapie sei es wichtig, zunächst einen Versuch mit konservativen Methoden zu starten. Dies gelte für alle Formen der Inkontinenz, egal ob es sich nun um eine Drang- oder eine Belastungsinkontinenz handelt. Ganz oben stünden Beckenboden- und Blasentraining sowie das Führen eines Tagebuchs. Bei einer Drangblase, auch OAB (OverActive Bladder) genannt, können oft schon Entspannungsmethoden wie Yoga oder Autogenes Training unterstützend wirken.

Häufig und vor allem bei Frauen nach der Menopause hilft auch die lokale Gabe von Östrogen in Form von Zäpfchen oder Salbe. Dabei müsse keine Frau Angst vor schwerwiegenden Erkrankungen haben: die Dosierung solcher Salben oder Zäpfchen sei viel zu gering. Die verschriebenen Hormonpräparate sollten auf jeden Fall auch benutzt werden. Weitere Möglichkeiten der konservativen Behandlung seien Elektrotherapie und Biofeedback sowie pflanzliche Präparate und andere Hilfsmittel wie beispielsweise Pessare. Eine Drangblase kann auch medikamentös behandelt werden.

Um die Beckenbodengymnastik richtig zu erlernen, sollte eine auf diesem Gebiet zertifizierte Physiotherapeutin hinzuzuziehen, so Kirch-Thinnes. Erst wenn alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, kämen operative Behandlungsmöglichkeiten ins Spiel. Bei einer Drangblase kann beispielsweise Botox gespritzt werden, um die Muskelspannung zu reduzieren.

Bei einer Belastungsinkontinenz, wenn etwa beim Husten oder Niesen Urin abgeht, empfiehlt die Gynäkologin das Einsetzen eines sogenannten TVT-Bandes. Dieses flexible Band wird unter örtlicher Betäubung eingesetzt und um die Harnröhre gelegt. Der Eingriff dauert etwa 30 Minuten, und in der Regel können die Patientinnen die Klinik am nächsten Tag bereits wieder verlassen. Eine Alternative zum TVT-Band sei die örtliche Unterspritzung der Harnröhre mit einem polsternden Material. An den Vortrag schloss sich eine rege Diskussion mit vielen Fragen an.

Foto: SHG/Harald Kiefer

Gabriele Kirch-Thinnes bei ihrem Vortrag in der CEB-Akademie.