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Viel Neues rund um die Behandlung von Herzerkrankungen

Fortbildungstag „Herz im Focus“ des Herzzentrums Saar konnte endlich wieder wie gewohnt stattfinden

Völklingen. „Herz im Focus“ ist der schon traditionelle Fortbildungstag überschrieben, zu dem das Herzzentrum Saar der SHG-Kliniken Völklingen alljährlich Ärztinnen und Ärzte einlädt, um über Neuerungen rund um die Behandlung von Herzerkrankungen zu informieren. Diesmal ging alles wieder seinen gewohnten Gang, das heißt der Tag konnte wieder in Präsenz von Referenten und Gästen stattfinden. An die Zeit der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen erinnerte nur noch die zusätzlich angebotene Möglichkeit, sich von außen in den Live-Stream aus dem Kongresszentrum einzuklinken. Dem Tag der Ärzte vorgeschaltet war ein Tag für die Pflege. Auch hier stand das Herz im Mittelpunkt.     

Für die Kardiologen und Herzchirurgen des Hauses konnten die Chefärzte Dr. Cem Özbek und Kavous Hakim-Meibodi rund 120 Zuhörer im Saal und 80 im Livestream

begrüßen, darunter auch Ärzte anderer Kliniken sowie niedergelassene Kardiologen und Internisten. Im Zentrum der Vorträge: die neuesten Therapiemöglichkeiten, die im Herzzentrum bei den verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Einsatz kommen. Wobei die Behandlung dieser Erkrankungen im klinischen Alltag immer mehr an Bedeutung gewinne, so Dr. Fernando Gatto, der designierte Chefarzt der Kardiologie, in seinem Einführungsvortrag. 

So informierte Dr. Lucas Adrian über die aktuelle Therapie bei Lungenhochdruck. Dr. Michael Kleser berichtete über die neuesten Medikamente, die eingesetzt werden, und Ulrich Schmitt beleuchtete den Fall einer Anomalie der Herzkranzgefäße bei einem 17-jährigen Notfallpatienten. Auch Covid beschäftigt die Kardiologen weiter, nämlich die möglichen Langzeitfolgen im Herz-Kreislauf-System. Darüber berichtete Dr. Nadine Adrian. Die Therapie des Vorhofflimmerns war das Thema von Dr. Antonio Calvo de No. Er präsentierte die neuesten Daten über Erfolge und Misserfolge der Ablationsverfahren und appellierte an die Zuhörer, die Patienten rechtzeitig zu der Behandlung zu überweisen und nicht zu warten, bis die Vorhöfe des Herzens durch das Vorhofflimmern umstrukturiert wurden.

 

Neue Generation von Herzschrittmachern vielversprechend

Vor allem für Patienten, die an einer Bradykardie leiden, deren Herz also zu langsam schlägt, sei eine neue Generation von Herzschrittmachern vielversprechend, erklärte Dr. Klaus-Dieter Heib, ehemaliger Oberarzt im Herzzentrum, in einem gemeinsamen Vortrag mit Dr. Stephanie Gatto. Die neuen LBBAP-Systeme (left bundle branch area pacing), die das Areal des Linksschenkels stimulieren, hätten sich in Studien seit 2018 gegenüber der traditionellen Stimulation der rechten Herzkammer überlegen gezeigt.

„Die Studiendaten der LBBAP-Systeme werden umfangreicher“, erläuterte Heib. Die Ergebnisse zeigten bisher eine geringere Sterblichkeit, weniger Wiederaufnahmen und Sondenrevisionen und eine höhere Laufzeit der Geräte. In Deutschland seien in 14 Herzzentren bereits über 2500 Patienten mit dem neuen Schrittmachertyp versorgt worden, wobei die Komplikationsrate deutlich tiefer lag als bei der Implantation herkömmlicher Geräte. „Und dies bei einem höheren Durchschnittsalter der Patienten und mehr Begleiterkrankungen als in der Kontrollgruppe“, so Heib. Dr. Stefanie Gatto berichtete, dass in Völklingen seit Januar bei elf Patienten die neuen Geräte eingesetzt wurden, „mit einer Erfolgsquote von 100 Prozent“. Die Implantation eines LBBAP-Schrittmachers sei allerdings aufwendiger als die Implantation eines herkömmlichen Geräts, da die Sonde in der Nähe eines Signalleitungskabels des Herzens, das in der Herzscheidewand verläuft, eingeschraubt werden muss.

 

Schonendere Möglichkeit bei Bypass-OPs

Herzchirurg Kavous Hakim-Meibodi stellte mit einem eindrucksvollen Video die Bypassoperation eines Patienten bei schlagendem Herzen ohne Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine vor (off-pump coronary artery bypass, OPCAB). Das Verfahren, das bislang in erster Linie eingesetzt wurde, um arterielle Bypässe an der Vorderwand zu legen, wird in Völklingen jetzt auch für Bypässe an der Herzhinterwand eingesetzt. Die OPCAB ist zwar technisch anspruchsvoller als eine Operation mit Herzlungenmaschine, durch das geringere Risiko der Ablösung von Plaques in der Aorta jedoch schonender für den Patienten. Falls nötig kann das Team den Patienten jedoch jederzeit an die Maschine ankoppeln, so Hakim-Meibodi.

 

Rege Teilnahme auch beim Abend der Pflege

63 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Präsenz und 50 im Livestream konnten am Vorabend zu „Herz im Focus“ für die Pflege begrüßt werden, unter ihnen auch Lehrkräfte und Studenten der Krankenpflegeschule IFSI aus Sarreguemines. Pate der Veranstaltung war Dr. Lorenz Jochum, neuer leitender Oberarzt der Kardiologie.

Moderiert wurden das Vortragsprogramm von Brigitte Kaiser.

Alexander Hager gab einen Überblick über die verschiedenen tachykarden Herzrhythmusstörungen ausgehend von den Herzvorhöfen oder den Herzkammern. Simone Berger stellte die Behandlungsmöglichkeiten mit Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren dar. Über grenzüberschreitendes Arbeiten berichteten Camille Mischler und Pierre Steinmetz-Petermann. Die beiden Pflegekräfte haben in Frankreich ihr Ausbildungsstudium absolviert und arbeiten nun auf den Völklinger Intensivstationen. Sie zeigten die Unterschiede des Pflegeberufes in den beiden Ländern auf, berichteten über die Schwierigkeiten, die Anerkennung zu erlangen, um in Deutschland tätig sein zu dürfen und erläuterten, warum sie gerne in Deutschland arbeiten.

„Loch im Herzen – PFO/ASD“ hieß das Thema für Nicole Akgün. Sie stellte die Therapiemöglichkeiten bei PFO - Persistierendes Foramen Ovale -, einem angeborenen Herzfehler, und ASD, dem Vorhofseptumdefekt, vor. Stefanie Lesch berichtete über das Ekos-System; ein schonendes, minimalinvasives Verfahren mittels ultraschallgestützter Katheterlyse zum Auflösen von Thromben bei einer akuten Lungenembolie.

Die Referentinnen und Referenten der Vorabend-Veranstaltung für die Pflege mit Moderatorin Brigitte Kaiser (4.v.l.).
Die Akteure des Fortbildungstags für Ärzte mit SHG-Geschäftsführer Bernd Mege (6.v.l.) und Verwaltungsdirektor Edgar Mertes (3.v.l.).
Die Reihen im Kongresszentrum waren gut gefüllt.