Völklingen. Die Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen und Herzerkrankungen standen im Mittelpunkt eines Symposiums zum Thema Psychokardiologie im HerzZentrum Saar der SHG-Kliniken Völklingen. Namhafte Referenten aus Deutschland und der Schweiz stellten neueste Erkenntnisse aus dem noch jungen Gebiet an der Schnittstelle zwischen Herz und Psyche vor. Rund 80 Teilnehmer aus dem Saarland und dem angrenzenden Rheinland-Pfalz, in erster Linie Kardiologen, Psychotherapeuten, Psychiater, Internisten und Allgemeinärzte, konnten sich durch die anschaulichen und abwechslungsreichen Vorträge umfassend informieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Cem Özbek, Chefarzt der Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin und Dr. Axel Brausch, kommissarischer Leiter der Völklinger Herz- und Thoraxchirurgie.
Es gab eine Fülle an interessanten psychokardiologischen Themen. Über die Mechanismen, wie Herzerkrankungen mit Ängsten, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Stress verbunden sind, informierte Prof. Dr. Ingrid Kindermann aus den Universitätskliniken Homburg. Sie erklärte auch, wie umgekehrt Stress und psychische Erkrankungen die Entstehung von Herzerkrankungen begünstigen können. Auch die Auswirkungen von COVID auf Herz und Psyche mit den diesbezüglich neuesten Forschungsergebnissen hat sie ausführlich thematisiert.
Die medizinische Psychologin Dr. Katharina Tigges-Limmer vom Herz- und Diabeteszentrum der Ruhruniversität in Bad Oeynhausen zeigte spezielle Gesprächstechniken, sogenannte Hypnointerventionen, zum Angstabbau in der Herzchirurgie und Kardiologie. Sie stellte anschaulich dar, wie Patienten durch gezielte Formulierungen in ihrer Krankheitsverarbeitung und Heilung unterstützt werden können. Prof. Dr. Volker Köllner, der die Psychosomatik am Rehazentrum Seehof der DRV in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe psychosomatische Rehabilitation der Charité Berlin vertritt, ging auf Zusammenhänge zwischen Herz und traumatischen Erlebnissen ein und beschrieb das Bild der posttraumatischen Belastungsstörung nach Herzerkrankungen und Operationen.
Dass das Krankheitsbild des gebrochenen Herzens, das Broken-Heart-Syndrom, nicht nur bei Frauen nach den Wechseljahren auftreten kann, sondern sogar bei einem Neugeborenen schon festgestellt wurde, berichtete in einer umfassenden Übersicht Prof. Dr. Christian Templin, Leiter der Kardiologie am Universitätsspital Zürich. Die Erkrankung wird nach neuer Nomenklatur „Tintenfischfallen-Syndrom“ oder mit dem japanischen Fachausdruck „Takotsubo-Syndrom“ genannt. Templin hat mit seinem Team bislang rund 4.000 weltweit aufgetretene Fälle dieser Erkrankung in einem großen Register zusammengefasst, an dem unter anderen auch das HerzZentrum Saar beteiligt ist. Dadurch hofft man, die relativ seltene Erkrankung besser zu verstehen und Diagnose und Therapie zu optimieren. Gezeigt werden konnte dabei auch, dass auch glückliche Ereignisse zum Krankheitsbild des gebrochenen Herzens führen können und auch Männer betroffen sein können.
Neben diesen neuesten Forschungsergebnissen stand auch die Erläuterung der psychokardiologischen Patientenversorgung am Herzzentrum gemeinsam mit der Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Mittelpunkt. Die Leiterin der Psychokardiologie am Herzzentrum, Dr. Irene Özbek, nahm die Zuhörer anhand einiger Beispiele mit in den praktischen Alltag. Psychiatrie-Chefärztin Dr. Jennifer Kennel stellte Medikamente zur antidepressiven Behandlung mit ihren Einsatzspektren und Nebenwirkungen vor. Dr. Denise Lenski gab einen Überblick über die psychotherapeutische Versorgung der Patienten in der niedergelassenen Praxis. Zur Vertiefung gab es nach den Fachvorträgen praxisbezogene Workshops.
Als Ergebnis des Symposiums wurde neben dem enormen Wissensgewinn der Teilnehmer durch die Vorträge auch die Vision hervorgehoben, dass durch eine optimierte Zusammenarbeit zwischen Kardiologie, Herz- und Thoraxchirurgie und Psychosomatik in der SHG-Kliniken Völklingen eine integrierte psychokardiologische Versorgung zum Wohle der Herzpatienten im Entstehen ist.