Merzig. Über Aufgaben und Möglichkeiten der Palliativversorgung informierte die Internistin Nicole Müller im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe von CEB Akademie und Klinikum Merzig. Das Thema Sterben werde im Allgemeinen gerne gemieden, so die Sektionsleiterin der Palliativstation am SHG-Klinikum zu Beginn ihres Vortrags. „Auch wir in den Palliativstation reden weniger darüber, aber aus besonderem Grund: Wir sprechen viel lieber über die Zeit, die einem Menschen verbleibt und was er noch alles tun kann“, erläuterte Müller die große Aufgabe der Palliativmedizin. Hier geht es um die Zeit, die einem unheilbar kranken Menschen bleibt, mit möglichst viel Lebensqualität zu füllen.
Lebensqualität, weiß Nicole Müller aus langjähriger Erfahrung, ist ganz individuell. Aber eines sei in vielen Studien deutlich geworden: Lebensqualität hänge nicht von materiellen Dingen ab. Und weil das Empfinden von Lebensqualität individuell so verschieden ist, sei auch die Palliativmedizin ganz individuell.
Ganz wichtig dabei ist laut Müller die Symptomkontrolle. Schmerzen und Übelkeit zum Beispiel müssten nicht sein. Umgekehrt müsse man auch oft die Therapie der Grunderkrankung anpassen, um eine bessere Lebensqualität zu schaffen. Es gehe auch darum, die Ressourcen eines Patienten zu finden und zu stärken. „Fast jeder kann in seinem Umfeld etwas Sinnvolles tun, das ihm ein gutes Gefühl gibt“, so die Medizinerin.
Im Team der Merziger Palliativstation arbeiten speziell ausgebildete Fachkräfte Hand in Hand. Ärzte, Pflegepersonal, Musik-, Physio- sowie Aromatherapeuten und zwei Psychoonkologen gehen auf die Patienten ein, immer auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt. „Allen ist gemeinsam: Sie haben Zeit und sie kümmern sich“, erklärt Müller. Miteinander reden werde in der Palliativtherapie großgeschrieben.
Ein Aufenthalt auf der Palliativstation ist auch nicht immer die letzte Station für die Patienten. Viele werden nach Hause entlassen oder nach dem Aufenthalt in einem Hospiz betreut. Zu den Aufgaben der Palliativpflege gehört es sicherzustellen, dass die ambulante Versorgung nach dem Aufenthalt funktioniert. Palliativversorgung bedeutet aber auch Unterstützung für die Angehörigen, ganz besonders für Kinder.
Einen Ratschlag gab Nicole Müller ihren Zuhörern mit nach Hause: „Überlegen Sie, was Lebensqualität für Sie bedeutet, und machen Sie Ihr Leben nicht abhängig von Dingen, die Sie nicht weiterbringen. Und denken sie einmal nach, was sie selbst sich für das Ende ihres Lebens wünschen“.
Am Mittwoch, 26. April, 18 Uhr, informiert der Chefarzt der Gastroenterologie, Zuhair Ataya, in der CEB Akademie über Darmkrebsvorsorge.
Foto: SHG