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Lehrreicher Perspektivwechsel

Rollstuhlprojekt: Angehende Ergotherapeuten auf Selbsterfahrungswegen

Merzig. Selbsterfahrung spielt in der ergotherapeutischen Ausbildung eine große Rolle. Wie sollte auch sonst das passende Verständnis der künftigen Therapeuten gegenüber ihren Patienten entstehen. So kam es, dass die 15 Schülerinnen und Schüler des 35. Kurses der Fachschule für Ergotherapie Anfang September auf Nicole Schmitt und Uwe Tunn Wagner trafen. Beide sind selbst Rollstuhlbetroffene und setzen sich ehrenamtlich im Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) e.V. ein. Der BSK ist bundesweit mit über 100 Untergliederungen vertreten. Zu ihren Angeboten gehören auch Schulprojekte, um die Selbsterfahrung und gegenseitige Verständnis zu fördern.

Der erste Tag des Projektes war gespickt mit kurzweiliger Theorie. Nicole Schmitt und Tunn Wagner stellten sich den Auszubildenden vor, erzählten es dazu kam, dass sie in einem Rollstuhl sitzen und berichteten aus ihrem Alltag. Vorweg wurden die Schüler gebeten, sich Fragen zu überlegen. Im späteren Tagesverlauf wurden Themen wie Hilfsmittel, Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis und ihre Bedeutung, Rollstuhlanpassung, Probleme mit Krankenkassen, sowie fehlende Barrierefreiheit im Alltag diskutiert.

Am zweiten und praktischen Tag des Rollstuhlprojekts wurde der Treffpunkt an die Stadthalle Merzig verlagert. Uwe Tunn Wagner reiste mit einem Anhänger voller Rollstühle an, die seitens des BSK eigens für Projekte bereitgestellt werden. Neben Nicole Schmitt war auch Eduard Dauster mit von der Partie. Nachdem die Rollstühle gemeinsam ausgeladen, Arbeitsaufträge an die Auszubildenden verteilt und diese in Gruppen aufgeteilt wurden, starteten sie in den Rollstühlen, um die Stadt auf Barrierefreiheit zu testen. Der Perspektivwechsel der Auszubildenden stellte sich ernüchternd aber in der Summe als überaus lehrreich dar.

Im Anschluss trafen sich alle, samt Rollstühlen, hinter dem Rathaus. Hier konnten die Auszubildenden Eduard Dauster zu seiner Behinderung und seinen besonderen Prothesen befragen. Danach wurden die Erlebnisse der zwei Tage kritisch reflektiert. Für das Projekt selbst gab es neben positiver Kritik viel Lob für die lehrreiche Selbsterfahrung und den überaus offenen Umgang mit den gestellten Fragen.

Foto: SHG